Marion Klingelhöfer mit Tagespflegekindern
Gesichter und Geschichten
Tagesmütter sind keine Babysitter, sondern ausgebildete pädagogische Fachkräfte, die maximal fünf Kinder in kleinen überschaubaren Gruppen bei sich zu Hause umsorgen. Am vorigen Samstag zelebrierte die Tagesmutter Marion Klingelhöfer das 20jährige Bestehen der Elmer Kindertagespflege.
Hierzu lud sie frühere und derzeitig betreute Kinder, deren Geschwister und Eltern auf die Wiese am Acis Brunnen in Schlüchtern ein. Mehr als 100 Gäste kamen, brachten Kuchen mit und überhäuften die passionierte Tagesmutter mit Blumen, kleinen Geschenken, selbst gemalten Bildern oder liebevollen Briefen. Spürbar war auch für Aussenstehende eine große Zuneigung.
Tagesmütter müssen jährlich an Fortbildungen teilnehmen und werden fachlich beraten von Katja Stange (Haus Petra in Ahlersbach). Mehrere alleinerziehende Mütter berichteten, wie wichtig ihnen die Flexibilität der Tagesmutter gewesen sei. Eine hätte sonst niemals ihre Ausbildung in Frankfurt beginnen können, wenn Klingelhöfer deren Tochter nicht nur ab dem Alter von drei Monaten betreut hätte und dabe auch zeitlich sehr flexibel agierte. "Dafür bin ich ihr heute noch dankbar", erklärte die Mutter, während sich die mittlerweile 18jährige Tochter an den Schokoladenpudding von Landleben erinnert. "Den hat sie mir immer gekauft".
Das sehr sensible Kind einer anderen Frau wäre in einer Kindertagsstätte untergegangen, kam aber in der Kleingruppe in Elm gut klar. Klingelhöfer war vor 20 Jahren eine der ersten Tagesmütter im Bergwinkel. Ihr eigener Sohn ist autistisch. Damit er sich von jüngeren Kindern Sozialverhalten oder Rollenspiele abgucken und "Normalität" erlernen konnte, absolvierte sie die Fortbildung zur Tagesbetreuung. "Mein Sohn und die ersten Kinder sind wie Geschwister miteinander umgegangen und mögen sich noch heute", erzählt sie.
Etwa 70 Kinder umsorgte sie in den zwei Jahrzehnten und kann sich an sämtliche erinnern. Wie quasi alle Tagesmütter macht auch die Elmerin ihren Job nicht wegen des Geldes, sondern sie liebt Kinder und erfreut sich an deren Entwicklung. "Ich kriege so viel zurück", meint die ehemalige Arzthelferin.
Einmal sagte ein kleines Kind "Mama" zu ihr, was sie und die Kindsmutter gar nicht so gut fanden. Es bewies aber eine große Vertrautheit. Mutter und Betreuerin einigten sich auf "Mara" und diese Mischung aus Marion und Mama benutzt sie seitdem. Die betreuten Kinder lieben "Mara" vielleicht auch deshalb, weil sie klare Regeln durchsetzt: etwa, dass nur am Tisch gegessen wird, oder es ab zwei Jahren kein Fläschchen mehr gibt. "Ich hab tolle Eltern berichtet Klingelhöfer, denn "die finden das gut und legen ebenfallls viel Wert auf Erziehung". Gelegentlich berät sie auch Väter und Mütter, um Probleme der Kinder richtig anzugehen oder erzieherische Grenzen zu setzen.
Kinder kommen in der Regel ab dem zweiten Lebensjahr zu den 17 Tagesmüttern in Schlüchtern und Sinntal. Einige Eltern berichteten auf der Acis Wiese, dass sie ihre Kinder gern bis zum vollendeten dritten Lebensjahr bei Klingelhöfer lassen würden. Doch die Kindertagesstätten fordern den Besuch der Kinder ab drei Jahren, sonst verlieren die Eltern den Kita-Platz.
Kinzigtal Nachrichten 10. April 2024
von Hanswerner Kruse