Helga Novotny mit Tagespflegekindern
Vernetzt dank „Schatztruhe“
Das riesige Wohnzimmer und der Speiseraum gehen ineinander über. Spielzeug liegt herum, ein Bällebad lockt, der Turnbogen ist zum Klettern da. Von der Familie ist der Bereich der vier Kinder nicht abgetrennt.
Tagesmutter Helga Novotny (44) hat hier für die Kinder ein schönes Refugium geschaffen.
Der zweijährige Elija demonstriert einen Kopfstand, die jüngeren Kinder imitieren ihr „Vorbild“. Später sitzen sie neben Helga Novotny und schauen ein Bilderbuch an. Die spielerische Förderung der Motorik und des Gleichgewichts der Kleinen, sowie das Bücherlesen sind der Tagesmutter, die im Januar 2024 ihre Prüfung ablegte, sehr wichtig. Mit den Kindern geht sie häufig in die nahe Bibliothek, um sie zum Aussuchen von Büchern zu verführen. Einbringen kann sie auch ihre eigenen Stärken wie Sportlichkeit und Naturliebe. Natürlich sorgt Novotny für die Tagesstruktur mit Frühstück, Morgenrunde, Mittagessen und dem Schläfchen danach in ei-
nem Nebenraum. Sie macht gezielte pädagogische Angebote zum Malen, Basteln oder Singen und geht bei jedem Wetter mit den Kindern auf Spielplätze, Streuobstfelder und Wiesen.
Wie alle „Tagespflegepersonen“ ist sie keine Babysitterin, sondern eine vom Main-Kinzig-Kreis ausgebildete pädagogische Fachkraft, welche die Fähigkeiten der Kinder fördert. Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung – einem im letzten Jahr eigentlich unüblichen Crashkurs von nur einem Vierteljahr – ist sie nicht auf sich allein gestellt. Sie wird von der fachlichen Leitung der „Schatztruhe“, Katja Stange, begleitet und ist dadurch mit den anderen Tagesmüttern vernetzt. In Schlüchtern und Sinntal wird diese Betreuung als freiwillige Leistung der Kommunen angeboten. Hier können die Fachkräfte ebenfalls die jährlich geforderten Fortbildungen machen.
Novotny hat vier eigene, teils bereits erwachsene Kinder und war zahnmedizinische Fachangestellte, dann aber nach langer Elternzeit „raus aus dem Beruf“. Später lernte sie Altenpflege, aber darin fühlte sie sich nicht wohl.
Unzufrieden arbeitete sie in einer Bäckerei bis ihre Freundin, eine Tagesmutter, sie ansprach: „Hey, was ist los mit dir?“ Nach einem langen Gespräch war sie motiviert, die Qualifikation als „Tagespflegeperson“ zu absolvieren. Sie freute sich darauf, etwas Neues anzufangen, das gab ihr Kraft, in so kurzer Zeit die Ausbildung zu bewältigen. Zu den angebotenen Themen – von Rechtsfragen über kindliche Entwicklung bis zur Förde-
rung – meint sie: „Man wird schlau!“ Jetzt, nach einjähriger Tätigkeit in der Tagespflege, ist sie glücklich: „Ich finde es super, denn ich bin angekommen. Es war eine tolle Entscheidung, den Lehrgang zu machen, auch wenn’s manchmal anstrengend war.“
Während des Besuchs ist eine Mutter da, die ihren einjährigen Sohn bei der Eingewöhnung begleitet, der Kleine gibt das Tempo vor. Die Alleinerziehende geriet zufällig an eine Tagesmutter, weil sie frühstens 2027 einen Kita-Platz bekommen konnte. Doch jetzt weiß sie die Flexibilität der Tagespflege und die überschaubare Betreuungsgruppe zu schätzen.
Kinzigtal Nachrichten 25. November 2024
von Hanswerner Kruse